Musik verbindet: Im Rahmen seiner Sommertournee 2023 arbeitete das Bundesjugendorchester in Rumänien mit jungen Musiker:innen aus Südosteuropa zusammen. In Form eines internationalen Musikcamps kamen sie mit 30 weiteren Jugendlichen aus der Ukraine, der Republik Moldau und Rumänien vom 26. bis 30. Juli 2023 in Europas Kulturhauptstadt 2023 Timișoara zusammen.
Für rund 120 Musiker:innen hieß es in der westrumänischen Stadt Timișoara: Musizieren, Austauschen und Begegnen. Je zehn Mitglieder des Young Symphony Orchestra of Ukraine (YsOU), der Faculty of Music and Theater von der Universitatea de Vest din Timișoara (UVT) und des Moldovan National Youth Orchestra (MNYO) erweiterten das Bundesjugendorchester für dieses länderübergreifende Projekt. Unter der Leitung des deutschen Dirigenten Clemens Schuldt erarbeiteten sie gemeinsam Werke u. a. von Richard Strauss, Zlotan Almashi (Ukraine), György Ligeti (Rumänien), Mieczysław Weinberg (Republik Moldau). Anschließend gaben sie zwei Konzerte in der Filarmonica Banatul Timișoara und in der Palatul Cultural Filarmonica Arad.
„Ich bin dem BJO und allen, die dieses Projekt ermöglicht haben sehr dankbar. Es war eine einzigartige Erfahrung, bei der wir Rumänien als Land, dessen Kultur und die Menschen dort kennenlernen durften. Trotz mancher sprachlicher Barriere zwischen uns und den Musiker:innen aus Rumänien, Moldau und der Ukraine, konnten wir uns durch die Musik verständigen und wieder einmal belegen, dass Musik unsere gemeinsame Sprache ist." – Annika Koll, Fagottistin des BJO
Neben dem musikalischen Austausch gab es ebenso Raum für gemeinsame Aktivitäten. Die Leidenschaft des Musizierens, die Abläufe und eigenen Erfahrungen im Ensemblespiel, die Anleitung durch verschiedenen Dirigent:innen und Solist:innen sowie die Zugehörigkeit zu einem nationalen Jugendorchester standen bei einem Sprachplenum in der Universitatea de Vest din Timișoara im Vordergrund. Kennenlernspiele am Abend lockerten die Stimmung und stärkten den Zusammenhalt des großen Sinfonieorchesters mit seinen rund 130 Teilnehmenden. Bei einer Probe bekamen einige junge Musiker:innen sogar die Möglichkeit selbst einmal ein Orchester zu leiten. Dafür tauschten fünf experimentierfreudige Instrumentalist:innen ihren Platz im Orchester mit dem von Clemens Schuldt und probierten sich als Dirigent:in. Ein spannendes Erlebnis mit großen Selbsterkenntnissen.
Nachdem Konzerte des gesamten Orchesters in der Republik Moldau sowohl finanziell als auch aus Sicherheitsbedenken nicht realisiert werden konnten, reiste eine Delegation von neun Mitgliedern des Bundesjugendorchesters sowie der litauische Akkordeonist Martynas Levickis in die moldawischen Städte Bălți und Chişinău. Mit sechs Kolleg:innen des Moldovan National Youth Orchestra bildeten die deutschen Gäste ein Ensemble, mit dem sie Open-Air-Konzerte an kulturell bedeutenden Plätzen gaben. Darüber hinaus hielt Orchesterdirektor Sönke Lentz in Chişinău eine Lecture zum Thema Kulturmanagement im Centrul Industriilor Creative Artcor.
Mit diesen Konzerten setzte das Bundesjugendorchester ein Zeichen: Neben der Sichtbarmachung von musikalischen Impulsen sollte die Begegnung zur europäischen Verständigung und zur Stärkung der demokratischen internationalen Zusammenarbeit auch und besonders in krisenbedrohten Regionen beitragen.
„Dies ist ein historischer Moment, das erste Mal, dass das Bundesjugendorchester in der Republik Moldau ist, und ich freue mich, dass das erste Konzert in Bălți stattfindet." – Ullrich Kinne, Ständiger Vertreter der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Republik Moldau
„Nach Moldau zu reisen, war für mich definitiv eine unglaublich spannende und bereichernde Erfahrung. Zusammen mit den moldauischen Musiker:innen durften wir zwei Konzerte spielen und hatten viel Spaß, Musik in die sehr interessanten Städte Bălți und Chişinău zu bringen. Was mich dabei besonders berührt hat, waren die Menschen, die zu unseren Konzerten gekommen sind – kleine Kinder mit ihren Eltern, Jugendliche bis hin zu älteren Menschen. Es hat mich so sehr gefreut zu sehen, dass sie wirklich Spaß an unserer Musik hatten." – Maja Hiemsch, Bratschistin des BJO
„Es ist ein Open-Air-Repertoire mit klassischer Musik aus verschiedenen Epochen, aus dem Barock, Klassik, moderner Musik sowie argentinischer Musik von Astor Piazzolla. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass dies ein kulturhistorisches Ereignis ist. Wir haben hier das vielleicht beste Jugendorchester der Welt, mit einer sehr großen Tradition zu Gast." – Andriano Marian, Dirigent des Nationalen Jugendorchesters der Republik Moldau
Ein Zeichen für Freundschaft und Verbundenheit zwischen Europäer:innen setzte das Bundesjugendorchester mit einer ins Leben gerufenen Spendenaktion für das ukrainische Jugendorchester und mit gemeinsamen Benefizkonzerten, zuletzt während dieser Tournee auf Einladung der ACO Thormannhalle in Rendsburg-Büdelsdorf. Somit konnte ein großer Beitrag geleistet werden, die wichtige Arbeit des Youth Symphony Orchestra of Ukraine auch unter den aktuellen Umständen weitergehen zu lassen. Das Bundesjugendorchester ist über die European Federation of National Youth Orchestras (EFNYO) mit dem moldawischen Jugendorchester und dem Youth Symphony Orchestra of Ukraine freundschaftlich verbunden. Umso schöner war es, dass nun die drei Orchester in Rumänien zusammenkamen und ein gemeinsames Projekt durchführten.
Unterstützt wurde das Projekt „4 Nations for Europe“ vom Goethe-Institut und dem Auswärtigen Amt.
Richard Strauss (1864–1949)
„Don Juan“ – Tondichtung für großes Orchester op. 20
Daniel Nelson (*1965)
„The Ghost Machine Treatise“ (2023)
Zoltan Almashi (*1975)
Sinfonietta
György Ligeti (1923–2006)
Egy kis szerenád (Kleine Serenade)
Mieczysław Weinberg (1919–1996)
Rhapsody über moldawische Themen op. 47
Bundesjugendorchester
Mitglieder des Young Symphony Orchestra of Ukraine (YsOU)
Mitglieder der Faculty of Music and Theatre der Universitatea de Vest din Timișoara (UVT)
Mitglieder des Moldovan National Youth Orchestra (MNYO)
Martynas Levickis (Akkordeon)
Clemens Schuldt (Dirigent)