Zwanzig Jahre Mauerfall und 60 Jahre Grundgesetz waren den jungen Musikern des Bundesjazzorchesters und des Bundesjugendorchesters im Sommer 2009 Anlass für eine Gastspiel- und Begegnungsreise nach Südafrika. Mit Musik des „Third Stream“, der Vereinigung von Jazz und Klassik, feierten die beiden nationalen Jugendorchester mit dieser Kooperation die Öffnung für Neues und die Entstehung einer dritten Strömung ganz bewusst im Zusammenhang mit dem Zusammenwachsen Deutschlands und als Symbol für die grenzüberschreitende Kraft von Musik im kulturellen Vorprogramm der Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Unterstützt wurde das Projekt von dem südafrikanischen Partner MIAGI („Music is a great investment“), dessen Schwerpunkt auf der musikalischen Arbeit mit Kindern aus allen sozialen Milieus in Südafrika liegt.
Neben repräsentativen Konzerten in großen Städten und Wirtschaftszentren stand die Begegnung mit einheimischen Musiker:innen und der südafrikanischen Kultur im Mittelpunkt der Reise. So kam es in verschiedenen Städten zu Workshops und Konzerten mit jungen Nachwuchsmusiker:innen beider Länder. Einen Tag verbrachten die deutschen Musiker:innen im Schwarzenviertel Soweto, welches am Stadtrand von Johannesburg gelegen ist. Die knapp 120 deutschen Jugendlichen besuchten die Moris Isiacson School, eine der Schulen, die von MIAGI gefördert wird. Hier wird derzeit das erste Musikzentrum der Umgebung mit einem kleinen Konzertsaal und Übezimmern gebaut. „Das ist das erste Mal, dass uns weiße Musiker besuchen, ich bin so gespannt“, sagt ein junges Mädchen in Schuluniform – und es dauerte nicht lange, bis die rund 300 Jugendlichen gemischt in Gruppen beieinandersaßen und – standen. Neben den sich rasch entwickelnden Gesprächen zwischen den Schüler:innen und Musiker:innen traten aus den Reihen des BJO und des BuJazzO u. a. ein fünfköpfiges Jazzensemble und ein Celloquintett auf. Die südafrikanischen Schüler:innen tanzten begeistert zu der Musik und entschlossen sich spontan auch etwas darzubieten: Fünf junge Männer sangen zwei afrikanische Lieder und rissen alle mit. Vor den Toren der Aula wurde im Anschluss weiter getanzt und gemeinsam einfache traditionelle Lieder gesungen.
Repräsentative Konzerte gaben die deutschen Musiker:innen in Städten wie Johannesburg/Pretoria, Bloemfontein, Port Elisabeth und Cape Town. Hier fanden im Anschluss regelmäßig Empfänge der Deutschen Botschaft oder der Goethe Institute statt, an denen die Musiker:innen teilnahmen. Im Gespräch mit lokalen Vertreter:innen aus Wirtschaft, Kultur und Politik konnten die Musiker:innen ihre musikalischen Erfahrungen einbringen und so ein abgerundetes Bild des für die meisten bisher unbekannten Landes erhalten.
Musikalisch standen Originalkompositionen für zwei Orchester auf dem Programm. Über 120 Mitwirkende, Jazzer:innen und Klassiker:innen, präsentierten sich gemeinsam auf der Bühne. Die „Rhapsody in blue“ von George Gershwin ist wohl das berühmteste Beispiel für den starken Einfluss des Jazz’ auf die klassische Musik, hier noch im Gewand eines Sinfonieorchesters. Die ihm folgenden Komponisten lassen dann beide kompletten Orchester gemeinsam auf die Bühne treten und führen zwei weitestgehend getrennt existierende und sich unabhängig entwickelnde Musikgattungen zusammen. Der Dirigent für die Konzerte in Südafrika war Bernd Ruf, der zu den führenden Musikerpersönlichkeiten im Bereich Classical Crossover zählt. Solist der „Rhapsody in blue“ war der 1980 geborene Caspar Frantz, u. a. Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben.
Zur Vorbereitung auf die Konzertreise gab es eine intensive Arbeitsphase in Deutschland. Als Probenort war das Kleist-Forum in der Europastadt Frankfurt an der Oder ausgewählt worden. Eine Deutschland-Tournee unter Leitung von Dennis Russell Davies mit Konzerten in Berlin, Bonn und Stuttgart war den Konzerten in Südafrika vorangestellt.
Berlin | 23. August | Konzerthaus
Bonn | 25. August | Museumsplatz
Stuttgart | 26. August | Liederhalle
Pretoria | 30. August | State Theatre
Johannesburg | 31. August | Lindner Auditorium
Bloemfontein | 2. September | Sand du Plessis Theatre
Port Elisabeth | 4. September | Feathermarket Hall
Cape Town | 6. September | City Hall
Bundesjazzorchester
Bundesjugendorchester
Konzerte Deutschland: Dennis Russell Davies | Klavier und Dirigent
Konzerte Südafrika: Caspar Frantz | Klavier, Bernd Ruf | Dirigent